Schattenarbeit
Vielen ist es nicht bewusst, dass sie nach subtilen Verhaltensweisen leben. Unbewusst werden da Nachrichten ausgesendet und funken dem bewussten Willen ins Geschehen rein, ohne dass man es merkt. Es werden Entscheidungen getroffen: man will nach rechts gehen, geht stattdessen nach links. In den Bildern der Klienten wird oft deutlich, dass viele Menschen sich in Situationen nur ihren Teil denken, ohne ihre Ansichten dem Gegenüber mitzuteilen. Es entsteht eine Situation mit zwei Sichtweisen, aber beide Parteien meinen im Recht zu sein. Geht es um Plörre, meint einer damit den Kaffee und der andere meint den Regen. So entstehen Missverständnisse und Streit, obwohl die grundlegende Situation nie geklärt wurde, weil nie offen darüber geredet wurde.
Schattenarbeit geht den Weg des bewussten Hinsehens. Gemeint ist ein sich Hinwenden zu den Bereichen, die uns nicht vertraut sind, die wir bisher aus Angst vermieden haben und uns suspekt sind.
Es gilt Pol UND Gegenpol kennen zu lernen und vor allem auch lieben zu lernen, um in die Mitte zu kommen. Vom Entweder-oder hin zum Sowohl-als-auch.
Gerade Schicksalsschläge oder unliebsame Mitmenschen, wie beispielsweise die bösen Nachbarn, weisen uns auf nicht gelebte Anteile in uns hin (Umwelt als Spiegel). Viele schaffen sich dazu ein richtig großes Schattenkabinett an (Richter, Henker, böse Ehefrau,...). Es ist wie ein Echo aus uns selbst heraus, auch wenn uns das "hässlichste" widerfährt, endlich einem bestimmten Anteil Aufmerksamkeit zu schenken. Hören wir nicht darauf, ist die Seele durchaus in der Lage, die Holzhammermethode anzuwenden. Da ist jede Schuldzuweisung an den Therapeuten, "So bin ich nicht" nur eine billige Ausrede und Vermeidungsstrategie. (Die besten Ausreden wurden da schon vorgetragen. Highlight war: "Da bin ich eigentlich schon längst durch". Ego, Widerstand, absoluter Schatten). Denn jedes (dunkel) erlebte Ereignis, Krankheit oder sonstiges, Seele spricht da anderes. Und seinen Schatten wird man nicht ohne weiteres einfach los.
Jan, 41 Jahre, hat in seinem Horoskop eine Skorpionbetonung. Der Skorpion interessiert sich für Grenzerfahrungen, Tabuthemen ziehen ihn magisch an oder er möchte in die Tiefe gehen. Zudem zeigt sich aus anderen Aspekten seines Horoskops, dass er eine besondere Affinität zur Spiritualität besitzt. Es geht also viel um Leidenschaft (Skorpion), aber auch um Hingabe (Fisch). Jan lebt jedoch sehr kontrolliert (Jungfrau), hat Angst, sich zu verlieren in Dingen, die keine klare Struktur bieten. Dies führt dazu, dass er alles in seinem Leben unter Kontrolle haben muss, Veränderungen sind ihm ein Gräuel. Alles, was nicht wissenschaftlich erklärbar ist, ist ihm ungeheuerlich und daher macht er lieber einen Bogen drumherum.
Stufe 1 - Schicksal: Er lernt eine Frau kennen, in die er sich verliebt. Sie heiraten auch. Aber es fällt ihm schwer, sich bei ihr fallenzulassen, der Sex ist verkrampft und der Alltag ohne große Überraschungen. Ihm fehlt dabei nichts. Er bemerkt gar nicht, dass seiner Frau hingegen vieles fehlt und er ist überrascht, dass sie eines Tages mit einem anderen Mann auf und davon ist.
Stufe 2 - Krankheit akut: Jan ist nun voll in seinem Liebeskummer. Die Frau seines Lebens (wird ihm jetzt endlich bewusst), die ihm wie ein Teil von sich selbst vorkam (Wunsch nach Verschmelzung) ist weg. Er kommt nicht mehr auf die Füße, liegt stattdessen mit einer Blasenentzündung im Bett.
Stufe 3 - Krankheit chronisch: Jan hat sich auch nach Jahren nicht von der Trennung erholt. Er vermeidet neue Bekanntschaften, stürzt sich nur in seine Arbeit. Der feste Tagesablauf bietet ihm Halt und ein Gefühl von Sicherheit. Die Blasenentzündungen kommen immer wieder, sind nun chronisch. Hinzu kommt jetzt eine übergroße Bildung von Hornhaut - Bildung eines Schutzwalls auf körperlicher Ebene.
Was will die Krankheit nun sagen? Sie deutet auf Bereiche der Seele hin, die im Schatten liegen (z.B. Hingabe), die bisher keine Beachtung fanden und ins Unterbewusstsein abgeschoben wurden. Es ist sozusagen so etwas wie ein Warnhinweis.
Mit der Schattenarbeit, die wir mit unseren Rückführungen bieten, können wir auf überraschend einfache Art genau dort hinblenden, wo wir sonst im Leben einen großen Bogen herum machen. Dem Klienten wird die Möglichkeit gegeben, sich selbst von Seiten kennenzulernen, die er nie für möglich gehalten hätte. In den Bildern auf seiner Rückführungsreise erlebt er aber nun Figuren, die er meint, nicht selber zu sein, oder erlebt sich selbst als jemand, der er sonst hier, im heutigen Leben genau nicht ist.
Gebildert werden kann aber nur das, was in uns drin ist.
Im Laufe der Sitzungen lernt der Klient sich selbst (neu) kennen und schlussendlich lieben zu lernen. Schließlich geht er selbst von der Opfer-Rolle in die Täter-Rolle. Nun betrifft ihn die unangenehme Seite erst recht. Stück für Stück fängt der Klient an, den Schurken in sich anzunehmen und zu “integrieren”. Jetzt hat er erfahren dürfen, dass der Schatten ein Teil von ihm ist, der ihm immer folgen wird. Der ihn nicht bedroht, sondern mitgenommen werden möchte. Und mitkommen wird. Es ist kein un-geheures Wesen, was einem da heimlich folgt und vor dem man sich fürchten muss, sondern Teil von einem selbst. Nämlich er selbst.